Der Neubau des Gebäudes Biomedicum ist ein weiterer Meilenstein in der Entwicklung der Universitätsmedizin Rostock (UMR). Verantwortlich für das Bauprojekt war das Staatliche Bau- und Liegenschaftsamt (SBL) Rostock.
Auf dem von der UMR erworbenen Grundstück in der Kopernikusstraße im Rostocker Hansaviertel zwischen dem Kindergarten "Butzemannhaus" und dem WIRO-Parkhaus, entstand das Forschungs- und Laborgebäude.
Das Land Mecklenburg-Vorpommern investierte in den Neubau 22,5 Millionen Euro. Die Europäische Union unterstützte das Bauprojekt aus dem EFRE-Programm mit 13,2 Millionen Euro.
Das Biomedicum ist der erste Neubau für die Medizinische Fakultät der Universität Rostock nach der politischen Wende in den Jahren 1989/90.
Das SBL Rostock setzte das Bauprojekt auf dem Campus der UMR in knapp dreijähriger Bauzeit um und konnte den Neubau am 19. August 2021 an die Universitätsmedizin Rostock feierlich übergeben.
Der Entwurf
Die Auswahl der Planer fand in einem vorgeschalteten VOF-Verfahren statt. Die Planungsleistungen für den Hochbau, technische Gebäudeausrüstung und Brandschutz wurden hierbei an das Planungsbüros MHB vergeben. Der Neubau Biomedicum stellte insofern eine Herausforderung dar, als dass sich das Gebäude in die unterschiedliche Bebauung der Umgebung einfügen musste. Aus der Leitidee des Planungsbüros MHB, das Gebäude als Gelenk zwischen Parkhauses, Kindergarten, Wohnbebauung und den Gebäuden der UMR zu betrachten und die unterschiedlichen Gebäudekanten aufzunehmen, entstand zunächst die Kubatur des Baukörpers.
Im Zuge der weiteren Planung und einer flächenmäßigen Optimierung des Gebäudes steht das kompakte und viergeschossige Biomedicum rechtwinklig zur Kopernikusstraße und parallel zum benachbarten Kindergarten, dessen Bauflucht aufgenommen wurde.
Aufgrund der Ausbildung als Staffelgeschoss und des gewählten Materials für die Fassade nimmt sich das geplante Technikgeschoss optisch stark zurück. Die Wahl des Materials für die Fassade gibt Rückschlüsse auf die im Norden des Landes vorherrschende Backsteinarchitektur, sowie das Bestreben einen langlebigen und nachhaltigen Baustoff zu verwenden. Die helle Beige-Ton der Klinker bezieht sich auf die bereits vorhandenen Gebäude der UMR, z. B. in der Schillingallee 70 oder das Zentrum für Innere Medizin, sowie die Wohnbebauung im Hansaviertel.
Das Raumprogramm
Im vorliegenden Raum- und Funktionsprogramm sind von den geplanten 3.057 m² Nutzfläche, 2.389 m² Nutzfläche für Forschungsflächen und 668 m² Nutzfläche für Lehrflächen vorgesehen.
Die Räume für die Lehre befinden sich - leicht zugänglich - im Erdgeschoss. Eine Besonderheit in diesem Bereich stellt die Simulationsarena dar, in der beispielsweise Unfallsituationen so realistisch wie möglich wiedergegeben werden können. Hier können die Studierenden ihr Wissen anwenden. Somit wird die Wettbewerbsfähigkeit der UMR deutschlandweit gestärkt.
Die Multifunktionsräume sind so angeordnet, so dass diese je nach Bedarf in verschiedenen Varianten kombinierbar sind. Die Labore bilden den kompakten Kern der Forschungsbereiche. Im Raster von 3,60 m sind jeweils sieben Großraumlabore aneinandergereiht, die Auswertezonen befinden sich an den Fensterfronten und sind durch Glaswände zu den Laboren getrennt. Dem gegenüber befinden sich die Speziallabore und Geräteräume die gemeinschaftlich genutzt werden. Um diesen Laborkern legen sich die Büros und der Sozialbereich wie ein Mantel.
Kunst am Bau
Der Sachverständigenausschuss hatte beschlossen, fünf Kunstschaffende zur Teilnahme am Wettbewerb einzuladen. Der Künstlerbund Mecklenburg-Vorpommern unterstützte dabei. So konnten drei Künstler, eine Künstlerin sowie ein Künstlerduo gefunden werden. Alle wurden vom SBL Rostock eingeladen und erklärten sich zur Abgabe von Entwürfen bereit. Dadurch war es möglich, den Wettbewerb in Rekordzeit durchzuführen. Zwischen dem ersten Meeting am 12. Januar 2021 und Sitzung des Preisgerichts am 18. März 2021 vergingen nur zwei Monate und der Gewinner konnte präsentiert werden.
Das Ergebnis konnte unter anderem auf Grund der guten und unkomplizierten Zusammenarbeit mit der Projektleiterin des SBL Rostock Ulrike Preßler und dem mit der Planung und Bauausführung beauftragten Architekturbüro MHB Architekten + Ingenieure GmbH erreicht werden. Die Entscheidung für den besten Wettbewerbsbeitrag fiel mit 6 zu 1 Stimmen auf den Künstler Udo Rathke aus Plüschow mit seinem Entwurf "panta rhei", einer Installation aus mehrfarbigen LED-Lichtbändern.
Die Jury beschreibt den Wettbewerbsbeitrag "...als einen Entwurf, der sich vor allen dadurch auszeichnet, dass er Bezug nimmt sowohl auf die im Gebäude stattfindenden Lehr- und Forschungsprozesse als auch auf das architektonische Gestaltungskonzept. Die künstlerische Idee des Entwurfs bereichert die ansonsten sachliche und reduzierte architektonische Gestaltung des Gebäudes."
Nachhaltige Bauweise
Der Gebäudekomplex wurde in nachhaltiger Bauweise. Der Neubau wird unter anderem mit regenerativer Energie versorgt - mit Erdwärme. Der primäre Energieträger ist ein Fernwärmeanschluss der Stadtwerke Rostock. Teile der Wärmeversorgung (ca. 29 Prozent) sowie der Kühlung (ca. 16 Prozent) werden mit Geothermie gedeckt. Zur Gewinnung der Erdwärme wurden auf dem Grundstück 16 Bohrungen gesetzt und mit Geothermiesonden bestückt.
Im Rahmen des Bauprojekts wurde auf dem Parkplatz am Biomedicum eine E-Ladesäule errichtet.
Aufgrund der innerstädtischen Lage konnte eine höhere Anzahl an Fahrradständern gestellt werden.
Eckdaten Bauprojekt Biomedicum für die Universitätsmedizin Rostock (UMR)
Bauherr
Land Mecklenburg-Vorpommern, Staatliches Bau- und Liegenschaftsamt Rostock
Förderung der Forschungs- und Innovationskompetenzen an Hochschulen
Universitätsmedizin Rostock - Neubau Biomedicum
Dieses Projekt ist kofinanziert aus Mitteln des Landes Mecklenburg-Vorpommern und wird
mit Beteiligung des Finanzministeriums Mecklenburg-Vorpommern umgesetzt